Corona-Pandemie

Spätestens die Corona-Pandemie hat uns in gezeigt, wie zentral eine funktionierende Gesundheitsversorgung für unser Land ist. Auch wenn wir Menschen aus unserer Gesellschaft verloren haben und ein nicht unerheblicher Teil unter den noch nicht abschließend erforschten Langzeitfolgen leidet, sind wir ganzheitlich betrachtet gut durch die Pandemie gekommen. Dafür gebührt vor allem den Menschen im Gesundheitssystem ein großer Dank. Aber auch der Gesamtbevölkerung, die – in der Rückschau betrachtet – die teils drakonischen Maßnahmen aus Solidarität mitgetragen hat, gebührt Anerkennung. In der Nachschau muss unsere Solidarität auch denjenigen gelten, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht haben impfen lassen wollen, und wegen dieser Entscheidung ausgegrenzt wurden und auch denjenigen, die Impfschäden davon getragen haben.
Aus der Pandemie müssen wir nachhaltige Schlüsse ziehen. So müssen wir medizinische Güter jederzeit in entsprechender Menge vorhalten und Strukturen entwickeln, um auf kommende gesundheitliche Ausnahmesituationen besser vorbereitet zu sein. Auch müssen wir als Gesellschaft reflektieren, welche physischen Schäden primär jungen und alten Menschen durch die Isolationspflichten entstanden sind. Wir müssen uns im Sinne der Verhältnismäßigkeit auch bei gesundheitlichen Themen fragen, welche Einschränkungen wir uns als Gesellschaft auferlegen wollen, um vulnerable Gruppen zu schützen.

 

Gesundheitssystem der Zukunft

Gesundheit ist und bleibt ein höchstpersönliches Thema. Daher ist für mich wichtig, dass die bewährte Selbstverwaltung die sich beispielsweise in der freien Arzt- und Therapiewahl sowie im Zusammenspiel von gesetzlicher und privater Krankenversicherung zeigt, erhalten bleibt. Dennoch kann sich der Einzelne im Zweifel nicht allein versorgen und ist auf die Hilfe der Solidargemeinschaft und ein funktionierendes Gesundheitswesen angewiesen. Im Lichte immer komplexer werdender Krankheitsverläufe und Personalmangels, müssen wir die einzelnen Akteure besser vernetzten und Potenziale der Digitalisierung nutzen, um Bürokratie abzubauen und so gleichzeitig Berufe im Gesundheitssystem attraktiver zu machen. Hier hilft vor allem perspektivisch die elektronische Patientenakte, die – unter Wahrung des erforderlichen Datenschutzes hoffentlich bald final eingeführt – die gesamte Krankengeschichte an einem Ort zusammenführt und dem jeweiligen Leistungserbringer unkompliziert Zugriff ermöglicht. Richtig ist, dass unsere Gesundheitsversorgung viel Geld kostet. Gerade die gesetzliche Krankenversicherung muss daher weiter über einkommensabhängie paritätische Beiträge, Eigenbeteiligung und einen Steueranteil für versicherungsfremde Leistungen finanziert werden.

 

Ärzteversorgung sicherstellen

Auch in dicht besiedelten Regionen wie bei uns am Bodensee, ist die Abdeckung mit Fach- und Hausärzten nicht ausreichend. Teils monatelange Wartezeiten auf einen Termin sind keine Seltenheit, sondern der Normalfall. Auch hier zeigt sich der demografische Wandel und der Mangel an Fachkräften. Klar ist, dass eine Verbesserung der Situation wie allgemein im Gesundheitssystem eine sehr komplexe und umfangreiche Herausforderung darstellt, die viele verschiedene Maßnahmen erfordert.
Dem akuten Mangel, nicht nur an Ärzten sondern allgemein an Gesundheitspersonal, können wir nur durch eine entsprechend mit Anreizen versehene Flexibilisierung der Arbeitszeiten, eine schnellere, zielführende und vor allem flexiblere Ausbildung in den Gesundheitsberufen sowie – soweit notwendig – durch eine Zuwanderung von qualifiziertem Personal begegnen. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob in Zeiten des digitalen Fortschritts, auch der vermehrte Einsatz von Telemedizin oder die Delegation ärztlicher Dienste an externes, nicht-ärztliches Personal Abhilfe schaffen kann.
Langfristig muss jungen Menschen die Tätigkeit als Arzt oder Ärztin leichter erreichbar und attraktiver gemacht werden. Konkret muss die Zahl der verfügbaren Studienplätze erhöht und das Anforderungsniveau überdacht werden. Die Zahl von Menschen, die sich mit einem abgeschlossenen Medizinstudium für den Arztberuf entscheiden sinkt. Dem Trend muss entgegengewirkt werden. Besonders in ländlichen Regionen muss vermehrt über Modelle nachgedacht werden, durch finanzielle Anreize eine verbindliche Deckung an ärztlichem Personal herzustellen.

 

Krankenhauslandschaft

Für besonders komplexe und oder akute gesundheitliche Zwischenfälle müssen wir eine funktionale Krankenhausinfrastruktur vorhalten. Personalknappheit, Investitionsstau und vor allem Geldmangel sind heute Alltag in deutschen Krankenhäusern. Nicht wenige stehen vor der Insolvenz. Konkret muss das System der Fallpauschalen, was für Krankenhäuser finanzielle Fehlanreize setzt und so nicht immer im Wohle des Patienten funktioniert, überdacht werden. Auch ist fraglich, ob die Zahl der Häuser erhalten bleiben sollte oder ob nicht wenigere, größere und spezialisiertere Kliniken die Behandlungen leisten können.
Die vom Gesundheitsminister angestoßene Krankenhausreform ist bisher leider nur ein Minimalkonsens zwischen Bund und Ländern und wird die Probleme nicht lösen. Bis tatsächlich nachhaltige Lösungen gefunden werden, ist es erforderlich, angeschlagenen Häusern, wenn erforderlich, Übergangsfinanzierungen bereitzustellen. Sonst droht ein unkontrollierbarer Kahlschlag in der deutschen Krankenhauslandschaft, der unbedingt vermieden werden muss. Zentral ist, dass bei allem Reformbedarf das Wohl der Patienten im Mittelpunkt steht. Die Schließung von Häusern darf immer nur die allerletzte Lösung sein! Selbstverständlich fehlt uns pflegerisches aber auch ärztliches Personal, sodass die Flächendeckung schon aus diesem Grunde schwer zu erhalten sein wird: wo möglich wäre es aber zumindest wünschenswert.

 

Pflege im Alter

Im Pflegebereich sind gerade auch aufgrund des demografischen Wandels massive Reformen in Milliardenhöhe unausweichlich. Die von der Union eingeführte Pflegeversicherung hat sich bewährt, muss jedoch stetig weiterentwickelt werden.
Private Ersparnisse und staatliche Leistungen reichen im Alter oft nicht aus, um die hohen Kosten für das Pflegeheim zu stemmen. Oberste Priorität ist daher, den Eintritt der Pflegebedürftigkeit durch Prävention so lange wie möglich aufzuschieben. Hierbei können neue digitale Möglichkeiten wie technische Assistenz- und Frühwarnsysteme helfen.
Die Pflegeheime selbst leiden trotz bereits überwiegend ausländischem Personal unter akutem Personalmangel. Konkret müssen hier mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden und der Pflegeberuf muss durch bessere Bezahlung, eine Reform der Ausbildung, Bürokratieabbau und Nutzung des technisch-digitalen Fortschritts wie den ergänzenden Einsatz von Robotern an Attraktivität gewinnen.
Viele Menschen werden jedoch von Ihren Angehörigen gepflegt. Diese familiäre Pflege muss vor allem bei gleichzeitiger Berufstätigkeit mehr gesellschaftliche Anerkennung aber auch gezielte und flexible Unterstützung erfahren.